Österreichs Brauer fordern dringend Entlastungen

Steuersenkungen helfen Gastronomie und Bierbranche

 

Wien, 23.04.2020. Die Totalschließung der Gastronomie seit Mitte März 2020 hat Österreichs Brauer stark getroffen. Durchschnittliche Umsatzeinbußen von über 50 % – und je nach Gastronomieanteil weit darüber hinaus – stellen die gesamte Bierbranche vor große wirtschaftliche Herausforderungen. Um Arbeitsplätze und lokale Wertschöpfung zu sichern fordern die heimischen Brauer dringend steuerliche Entlastungen sowie Kompensationszahlungen für abgelaufene Waren.

 

 

Sigi Menz

„Mit der Schließung der Gastronomie wurde einem unserer wichtigsten Partner von einem Tag auf den anderen sprichwörtlich das Licht abgedreht“

Sigi Menz

„Mit der Schließung der Gastronomie wurde einem unserer wichtigsten Partner von einem Tag auf den anderen sprichwörtlich das Licht abgedreht“, erklärt der Obmann des Verbandes der Brauereien Österreichs, Sigi Menz. „Wir stellen unverändert tagtäglich unsere Solidarität mit den Gastronomen unter Beweis, aber wir sehen mittlerweile auch, dass unsere Brauereien mit Umsatzeinbußen zu kämpfen haben: Bei manchen sind es bis zu 50 %, bei anderen mit höherem Gastronomieanteil – das betrifft vor allem mittelständische und kleine Braustätten – sind es bis zu 100 % Rückgang. Was uns in diesen schwierigen Tagen stärkt, ist der Lebensmitteleinzelhandel - seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gebührt großer Dank. Ohne diese Absatzmöglichkeit wäre das Bierland Österreich noch stärker unter Druck.“

Keine rasche Besserung

Eine schnelle Erholung des Marktes ist nicht in Sicht, mit der Öffnung der Restaurants und Wirtshäuser ab 15. Mai werden sich die Umsätze kaum stabilisieren. Auch auf mögliche Nachholeffekte ist nicht zu hoffen. Denn einerseits wird der Gastronomiebetrieb strikten, erschwerenden Auflagen unterliegen, andererseits werden auch die Gäste noch eine Zeitlang Zurückhaltung zeigen. „Und die laufenden Absagen branchenrelevanter Veranstaltungen – von Kirtagen über Volksfeste bis hin zu großen Konzerten oder Sportereignissen – verursachen hohe Umsatzausfälle in den nächsten Monaten“, führt Menz aus.

Auch die Exporte sind von der Krise betroffen. Aktuell belasten Verzögerungen und Unterbrechungen von Lieferketten innerhalb der EU und in vielen Drittstaaten die exportierenden Brauereien. „Krisenbedingte Maßnahmen in den Zielländern vor Ort führen auch auf diesen Märkten zu Änderungen im Konsumverhalten, die sich allgemein in einem sehr abwartenden Exportgeschäft widerspiegeln“, so Menz.

Insgesamt mussten die österreichischen Brauereien bisher über 3.000 Beschäftige zur Kurzarbeit anmelden. Davon betroffen sind Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Vertrieb, Logistik, Gastronomie, Marketing und Produktion.

 

Steuersenkungen und Kompensationszahlungen für das Bierland Österreich

 

„Unsere österreichischen Brauereien sind eine tragende Säule der heimischen Wirtschaft“, erläutert Jutta Kaufmann-Kerschbaum, Geschäftsführerin des Brauereiverbandes. „Aktuelle Berechnungen der Brewers of Europe attestieren der österreichischen Bierbranche eine Inlands-Wertschöpfung von jährlich rund 1,6 Mrd. Euro. Die Gesamteinnahmen, die der Staat jährlich rund ums Bier lukriert – von Verbrauchs-, über Mehrwert- und Einkommenssteuern bis zu Sozialabgaben – betragen rund 1,2 Mrd. Euro. Um den Wirtschaftsmotor am Laufen zu halten, brauchen wir an die Krise angepasste Rahmenbedingungen, wie sie teils in anderen EU-Mitgliedsstaaten schon umgesetzt wurden“, appelliert Kaufmann-Kerschbaum.

 

Im Detail fordert der Brauereiverband:

  • Einen ermäßigten Umsatzsteuersatz (wie z. B. in der Tschechischen Republik bereits umgesetzt) von derzeit 20 % auf 10 % – für auf in der Gastronomie über eine Schankanlage abgegebenes Bier bzw. andere Getränke aufgrund des ausgeprägten Dienstleistungscharakters (tägliche Reinigung der Schank- und Zapfanlagen, Desinfizieren des Zapfkopfes bei jedem Fasswechsel, laufende Reinigung der Bierleitungen etc.). Zudem ist Fassbier „das Mehrweggebinde“ schlechthin. Eine Senkung des Steuersatzes würde nicht nur eine steuerliche Entlastung bedeuten, sondern auch ein Zeichen in Richtung Nachhaltigkeit setzen und zugleich die Attraktivität von Fassbier bei den Gästen steigern.
  • Eine 100 % Kompensation für Bier, das aufgrund des Lockdowns in der Gastronomie, im Getränkefachgroßhandel, in Depots oder der Brauerei verdorben ist bzw. aufgrund der Überschreitung des Mindesthaltbarkeitsdatums nicht mehr verkauft werden kann.
  • Eine Reduktion der Biersteuer auf ein faires Niveau. Österreichs Brauwirtschaft wird mit einer der höchsten Abgabenquoten in Europa belastet. Die gesamtsteuerliche Belastung von Bier beträgt hierzulande hochgerechnet fast 50 %. Im Vergleich mit Deutschland ist die österreichische Biersteuer um mehr als das 2,5-fache höher, zudem gelten in Deutschland 19 % Umsatzsteuer.

 

„Schon lange fordern wir dringend Entlastungen für Österreichs Brauer. Und jetzt, in der Krise, umso mehr. Nur wenn schnell gehandelt wird, kann die österreichische Bierbranche – die weiterhin täglich und unter strengster Einhaltung aller gesundheitsrelevanten Maßnahmen für die Österreicherinnen und Österreicher im Einsatz ist – weiter bestehen. Der österreichischen Brauwirtschaft ist es auch zu verdanken, dass lokale Traditionen erhalten bleiben. Die Österreicherinnen und Österreicher lieben ihr lokales Bier und das wollen wir ihnen nicht nehmen. Es geht um die Vielfalt unserer Bierkultur, die wir bewahren wollen. Nur mit rasch gesetzten Maßnahmen lassen sich Wertschöpfung, Arbeitsplätze, der Wirtschaftsstandort und damit die Zukunft der heimischen, größtenteils traditionellen Familienbetriebe absichern“, so Menz abschließend.

Über uns

Bierland Österreich ist der Kommunikationsauftritt des Verbandes der Brauereien Österreichs. Dieser ist die Interessensvertretung der österreichischen Brauwirtschaft. Der Verband in seiner heutigen Organisationsform im Rahmen des Fachverbandes der Nahrungs- und Genussmittelindustrie der Wirtschaftskammer Österreich übernahm 1945 die Interessensvertretung der österreichischen Bierbrauer und damit die Agenden des 1850 gegründeten sogenannten „Brauherren-Vereins“.

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